. Hermann Krauss
Getreideanbau in weiter Reihe
Mit dem Anbau von Weite-Reihe-Getreide mit blühender Untersaat kann die biologische Vielfalt im Getreidebau produktionsintegriert gefördert werden. Über Jahrhunderte bot die vielfältige Kulturlandschaft in Mitteleuropa Lebensräume und Nahrungsquellen für Tiere, die heute in der intensiv genutzten Agrarlandschaft stark rückläufig sind oder schon ganz fehlen.
Diesem dramatischen Rückgang von Feldvögeln und Insekten soll durch ein innovatives Anbauverfahren mit weitreihigem Getreide und einer artenreichen Untersaat begegnet werden. Erprobt wird das Verfahren derzeit in einem Forschungsprojekt, welches das Institut für Agrarökologie und Biodiversität (IFAB) Mannheim zusammen mit rund 60 konventionellen Betrieben in ganz Deutschland und mit dem Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft (KTBL) durchführt. Ziel des Vorhabens ist die Erhöhung der biologischen Vielfalt, insbesondere der Pflanzenvielfalt, der Anzahl und Vielfalt von Insekten, Feldvögeln und anderen Wirbeltieren sowie die Förderung des Bodenlebens
Erweiterter Reihenabstand bislang im Ökolandbau
Der Getreideanbau mit erweitertem Reihenabstand ist bereits seit langem erprobt und findet bisher vor allem im ökologischen Landbau Anwendung. Die lichteren Bestände fördern die Halmstabilität und die Vitalität der einzelnen Pflanzen, verbessern ihre Standfestigkeit und die Kornzahl pro Ähre. Eine höhere Winddurchlässigkeit vermindert das Risiko von Pilzinfektionen.
Beim Ausbringen von Untersaaten in Getreide – üblich ist hier beispielsweise Weißklee – soll durch die Bodenbedeckung eine unkrautunterdrückende Wirkung erzielt werden. Zudem wird die Vegetationsperiode optimal genutzt. In den Monaten mit der höchsten Sonneneinstrahlung, wenn das Getreide bereits abreift und geerntet wird, fixieren die Leguminosen weiterhin Stickstoff und Kohlenstoff für eine Steigerung des Bodenhumusgehaltes oder mitunter auch für eine Nutzung als Ackerfutter.
Diese beiden Anbauverfahren werden im „Weite-Reihe-Getreide mit blühender Untersaat“ kombiniert. Während bei der Weiten Reihe im Ökolandbau die Möglichkeit einer mechanischen Unkrautbekämpfung im Vordergrund steht, liegt hier das Hauptaugenmerk auf einer produktionsintegrierten Förderung der Pflanzen- und Tierartenvielfalt.
. Hermann Krauss